Martina Lammers, Grüne Kreisvorsitzende im Wendland, schickt ihren Bericht vom Castor-Widerstand und der Grünen Beteiligung. Sehr lesenswert! Sehr sehenswert ist auch das hübsche Foto mit Steffi Lemke, Christian Meyer und Martina.
Hartwig Berger
Steffi Lemke, Bundesgeschäftsführerin Martina Lammers, Kreisvorsitzende Und Christian Meyer, Mitglied im Landesparteirat im Gespräch mit der Grünen Jugend bei der widersetzen – Aktion auf der Nordstrecke, (es war lausig kalt, dieses Bild entstand nach fünf Stunden sitzen…)
Der Castortransport liegt hinter uns – eine Woche phantasievoller Aktionen, entschlossenem und friedlichem Protest gegen ein Endlager in Gorleben, für einen schnelleren Ausstieg aus der Atomwirtschaft und für ein ergebnisoffenes Endlagersuchgesetz nach Kriterien des Arbeitskreises Endlager geht wieder zuende: Viele Grüne haben sich auch diesmal beteiligt: Rebecca Harms, MdEP und die Grüne Landtagsfraktion haben gemeinsam drei interessante und gut besuchte Veranstaltungen durchgeführt (in Gusborn war der Saal brechend voll!). Die Grüne Jugend hat ein Camp mit gut 50 TeilnehmerInnen organisiert. Silke Sokar, MdB und Brigitte Pothmer, MdB waren hier ebenso dabei wie unser Bundesvorsitzender Reinhard Bütikofer und die Bundesgeschäftsführerin Steffi Lemke vom Bundesvorstand, die gemeinsam mit den beiden Kreisvorsitzenden Uwe Dietrich und Martina Lammers an der widersetzen /X-tausend – Aktion auf der Nordstrecke teilnahmen und gemeinsam mit Rebecca und der grünen Landtagsfraktion bundesweit zum Protest aufriefen.
Reinhard Bütikofer wertete die vielfältigen friedfertigen und fantasievollen Aktionen als Zeichen, dass der Widerstand lebendig ist und sich nicht unterkriegen lässt. Besonders wichtig sei das zu einer Zeit, in der die Atomlobby den Atomkonsens offen infrage stellt und Umweltminister Gabriel anbietet, das Moratorium für Gorleben vorzeitig zu beenden. „Es gab in der Vergangenheit manche Kontroverse zwischen wichtigen Teilen der Anti-Atom-Bewegung und uns Grünen. Die sollten wir hinter uns lassen. Denn es kommt offensichtlich darauf an, dass alle Atomgegner noch besser kooperieren, um der atompolitischen Gegenaufklärung deutlich zu machen, dass sie gegen den Mehrheitswillen der Bevölkerung nicht durchkommen werden.“
Nachdem ab Dienstag, den 7.11. immer wieder Veranstaltungen im Kreisgebiet wie Mahnwachen, Laternenumzüge, Schienenspaziergänge und „Treckerausstellungen“ liefen, Kamen ab Freitag viele Menschen in unseren Landkreis.
Am Freitagabend, nachdem in La Hague der Zug mit der Castorfracht auf den Weg gebracht wurde, versammelten sich viele DemonstrantInnen zu einer Kundgebung am Verladekran. Aktivistinnen und Aktivisten aus China, Finnland und der Schweiz richteten Grußworte an uns und stimmten in die kommenden Tage ein. Abends und nachts fanden spontan viele Aktionen
entlang der Strecke statt. So wurde in Pudripp die Straße von Treckern blockiert und konnte stundenlang nicht befahren werden. Anschließend nahm die Polizei die Fahrzeuge in Gewahrsam, um sie für die kommenden Tage nicht noch einmal als Hindernis auf der Straße zu haben.
Bei der Demo am Samstag waren es trotzdem über hundert Trecker, die den Weg durch Gorleben zum Zwischenlager säumten. Es waren gut sechstausend Demonstrantinnen und Demonstranten, die sich trotz Regenwetter auf den Weg gemacht hatten. Bunt waren die Transparente, die Schilder der Traktoren und die Clowns. Es war der 11.11., aber trotz all dem Spaß, den wir zwischendurch durch die „Clownsarmee“ erfuhren, war der Ernst der Situation zu spüren. Immer wieder stellten sich Demonstrantinnen und Demonstranten der Polizei in den Weg. Reden erinnerten an die ungelöste Endlagerfrage und an eine Möglichkeit, im Schlaf zu demonstrieren: den Wechsel zu einem alternativen Stromanbieter. So wurde denn auch viel Infomaterial verteilt und von den Kreis – Grünen in einem Bauwagen an der „Essowiese“ zum Stromwechsel informiert. Überall, wo Menschen länger beieinander standen, wurden sie von mobilen Küchen und Versorgungsteams mit Suppen, Broten, Kuchen und heißen Getränken versorgt. Immer wieder gab es Blockaden entlang der Strecke, die den Transport für Stunden verzögerten.
Als der Castor in Lüneburg eintraf, zogen mehrere tausend Demonstrantinnen an die Castorstrecke. Es gelang den Initiativen von widersetzen und X-tausendmalquer ohne große Probleme, ihren angestrebten Sitzplatz zu erreichen. Nachdem zuerst eine kleine Verbindungsstraße zur Südstrecke blockiert war, gelang man auch auf die Hauptstrecke, die Nordroute.
Die Demonstrantinnen waren entschlossener als die Polizei und richteten sich ein. In Laase, Langendorf und Gusborn aber auch hinter der Blockade der Nordroute gab es diverse Ankettaktionen. Eigentlich erstaunlich, wenn man an den großen Polizeiapparat denkt, der die Aktivisten auf ihrem Weg zu den Aktionen begleitet und beobachtet hat. Bei einer Schienenblockade ging die Polizei mit großer Härte vor und auch bei Ankettaktionen waren die Akteure der Wut der Einsatzkräfte ausgesetzt. Teilweise wurden die Anwälte, die sich um ihre Mandanten kümmern mussten, gleich mit in Gewahrsam genommen. Einem überaus friedlichen Verhalten der Demonstranten stand mehrfach, wie beim Wasserwerfer- und Pfeffersprayeinsatz in Laase, eine ziemlich unbeherrschte Polizei gegenüber.
146 verletzten Demonstrantinnen und Demonstranten, einige davon schwer stehen ca. 5 verletzten Polizisten gegenüber. Der Widerstand war stark und phantasievoll wie eh und je. Besonders viele junge Leute waren dieses Mal wieder zu sehen. Trotz der Kriminalisierung im Vorfeld blieben die Aktionen gewaltfrei. Wir sagen allen danke, die uns hier unterstützt haben und hoffen, dass wir beim nächsten Mal wieder mit eurer Hilfe rechnen können. Eurer Einsatz war toll!
Wenn ein Herr Kauder, Chef der CDU – Bundestagsfraktion bei einer Klausurtagung der niedersächsischen CDU in Adendorf bei Lüneburg am vergangenen Wochenende erklärt, „Gorleben steht eigentlich fest!“, kommt dass einer Ansage zum Bruch der großen Koalition gleich, denn Bundesumweltminister Gabriel hält nach eigenen Angaben an einer vergleichenden Endlagersuche und dem Atomkonsens fest.
Für uns ist auch das Moratorium keine Verhandlungsmasse! Wir fordern, dass es bestehen bleibt. Wieder hat es in einem schwedischen Reaktor gebrannt und die Anlage musste abgeschaltet werden. Wie groß die Gefahr ist, weiß man oft erst nach Monaten! Kaum ist der Protest in Gorleben wieder zuende, da erreicht uns diese Nachricht. Weil wir wissen, wie gefährlich diese Technologie ist, werden wir nicht nur auf der Straße, sondern auch bei der Auswahl unserer Stromanbieter ein deutliches Zeichen setzen. Nach dem Protest werden wir bei uns im Landkreis Anträge zum Stromwechsel in die kommunalen Parlamente einbringen. Für die weitere Endlagerdebatte ist es wichtig, auf der BDK in Köln dem Antrag der BAG – Energie zur Endlagersuche zu folgen. Wir wollen nicht, dass Stromkonzerne sich selbst kontrollieren und sehen dies als ein großes Sicherheitsrisiko an.
Liebe Freundinnen und Freunde,
allen noch einmal herzlichen Dank für euer Engagement trotz des lausigen Wetters!
Wir bedanken uns bei den Initiativen widersetzen und X – tausend und der BI für die gute Organisation in den letzten Tagen und bei den Clowns und Wilhelm Wittstamm für das Kulturprogramm und das Lachen, das ihr uns abverlangt habt!
Wir sollten wieder öfter gemeinsam auf die Straße gehen. Es wird in nächster Zeit viele gute Gründe dafür geben!
Es grüßt euch herzlich im Namen des Kreisvorstandes der wendländischen Grünen
Martina Lammers
Vorsitzende Kreisverband Lüchow – Dannenberg
Danziger Str. 38
29439 Lüchow
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