Bericht vom diesjährigen Castor-Widerstand
Die Grüne Jugend war mit 25-30 TeilnehmerInnen aus mehreren Bundesländern wieder gut vertreten. Unser diesjähriges Camp, ein Öko-Bauernhof in Klein-Gusborn, lag sehr günstig, direkt an der Südstrecke des Straßentransports und kaum 2 km von der Nordstrecke entfernt. Klein-Gusborn war am Sonntag, 20.11.,Schauplatz einer Treckerblockade von nahezu 100 Maschinen, die erst in der Nacht aufgelöst wurde. Hier war Fußvolk wie wir als blockierende UnterstützerInnen zwischen den abgestellten Treckern gefragt.
Am entscheidenden Tag der Ankunft des Transports, Montag, 21.11., waren wir zunächst an den Schienenblockaden im Wald vor Hitzacker beteiligt, 2 erfolgreiche Versuche, die von 8.15 bis 10.30 dauerten. Sie waren neben einer Ankettaktion dafür verantwortlich, dass der Atomzug auf der 50km-Strecke von Lüneburg nach Dannenberg fast 4 Stunden brauchte. Dass die Schienenbesetzung von Xtausendmal quer durch einmal 170, zum zweiten Mal 200 Akteurinnen gelang, war angesichts der massiven Polizeipräsenz im Gebiet eine Überraschung und ein großer Erfolg.
Die diesjährigen Straßenaktionen von Widersetzen konzentrierten sich auf die Straße im Ort Gorleben, 2-3 km vor dem Zwischenlager. An mehreren, teils mehrstündigen Blockaden dort waren wir von etwa 16 Uhr bis gegen 23 Uhr beteiligt. Bei der größten Aktion saßen ungefähr 600 Leute etwa 3 Stunden auf der Straße. Diese Blockaden bewirkten im Verbund mit der super-Ankett-Aktion im 5 km vorausliegenden Dorf Grippel ( 17 Leute mit 2 Traktoren und Betonklotz), dass der Transport noch einmal um ca. 10 Stunden verzögert wurde. Er hätte den Verladevorgang in Dannenberg gegen 18 beenden können, verließ den Güterbahnhof aber erst am Dienstagmorgen gegen 5 Uhr.
Dass der Transport relativ schnell in einer Stunde das Lager erreichte, überrascht nicht. Denn wie auch sonst wurde jetzt die Straße durch Tausende von PolizistInnen abgeschirmt. Wir haben nach kurzer Ruhepause in einem Gemeindezentrum vergeblich versucht, die Straße noch einmal zu erreichen. Im Schutz der Dunkelheit und der Wälder mussten wir im übrigen polizeiliche Brutalität befürchten. Ansonsten waren die Räumaktionen relativ sanft und wenig durch Gewaltexzesse geprägt. In unserer Gruppe gab es daher keine Verletzte.
Manche Zeitungen haben den Widerstand im Wendland runtergeschrieben. Wir meinen hingegen, dass er auch dieses Jahr ein moralischer und politischer Erfolg gewesen ist. Natürlich wissen wir, dass wir den Atomzug gegen eine Armee von 15.000 PolizistInnen nicht verhindern können. Aber es ist das neunte Mal gelungen, den Transport, der drei volle Tage benötigte, erheblich zu verzögern und nur durch ein Riesenaufgebot an Polizei durchsetzbar zu machen. Die Forderung des CDU-Innenninisters von Niedersachsen, den Transport nächstes Jahr auszusetzen, ist eine Reaktion darauf und fast eine halbe Kapitulation.
Dennoch: Der nächste Castor-Transport kommt bestimmt. Wichtig ist, dass die Unterstützung von auswärts wächst. Daher schlagen wir den rechtzeitigen Beginn einer Grünen Werbekampagne für den 10. Atomtransport wann immer er kommt vor. Ideen und Überlegungen dazu wird die Grüne Jugend in der nächsten Zeit entwickeln.
Paula Riester, Grüne Jugend
Hartwig Berger, BAG Energie